Im Jahr 2009 gründeten wir in Tokmok (einem Ort in der Nähe der Hauptstadt Bischkek) eine der ersten Selbsthilfe-Gruppen für Familien mit behinderten und chronisch kranken Kindern in Kirgistan. Da es im Land keine Tradition in der Selbsthilfe-Arbeit gab, tauften wir diese Gruppe einfach „Spielgruppe“ und luden die Familien mit ihren behinderten Kindern zum „Spielen“ und zum Austausch ein. Was uns naheliegend und einfach erschien, war für die betroffenen Familien anfangs unmöglich, so dass die Resonanz auf unsere Einladung schlicht ausfiel. Es bedurfte eines Jahres der Vorarbeit, bis die Selbsthilfegruppe schließlich die Arbeit aufnehmen konnte. Uns war es nicht bewusst, dass die Familien gleich zwei Hürden überwinden mussten: erstens trauten sie sich anfangs nicht mit ihrem behinderten Kind in die Öffentlichkeit, sich sichtbar zu machen und zu ihrem „Schicksal zu bekennen“. Zweitens: was sollten sie von einer „Spielgruppe“ erwarten, in der sich die Kinder aufgrund ihrer körperlichen Behinderungen kaum bewegen konnten? Wie sollten sie spielen? Worüber sprechen mit eigentlich ganz fremden Leuten?
Zudem ist die finanzielle Not der Familien oftmals so groß, dass sie sich den Transport mit ihren beeinträchtigten Kindern zur „Spielgruppe“ nicht leisten können. Dazu kommt, dass für die meisten Familien die Nutzung eines normalen öffentlichen Busses mit den größtenteils stark körperlich behinderten Kindern nicht möglich ist.
Finanziert durch Uplift-Spenden erfolgt nun die An- und Abfahrt mittels eines Fahrdienstes. Inzwischen bietet Uplift also den Rahmen für eine funktionierende, regelmäßig besuchte Selbsthilfegruppe für Familien mit behinderten Kindern.
Über den Austausch mit anderen, oft schon sehr erfahrenen Betroffenen hinaus profitieren die Familien in der Selbsthilfegruppe beispielsweise durch:
Der regelmäßige Austausch in der „Spielgruppe“ ist sowohl für die Kinder als auch für die Eltern von entscheidender Bedeutung. Viele Kinder kommen hier erstmalig in sozialen Kontakt mit Menschen, die nicht zur Familie gehören. Die Eltern erfahren, dass sie mit ihrem Schicksal nicht alleine sind. Das hilft ihnen, von dem Gedanken Abstand zu nehmen, ihr Kind eventuell doch in ein Kinderheim zu bringen, um wieder „normal“ arbeiten und leben zu können: sie besinnen sich auf sich und ihre eigenen Kräfte und werden gemeinsam für sich und ihre Kinder aktiv.
Hilfe zur Selbsthilfe ist eng mit Armutsbekämpfung, Capacity Building und nachhaltiger Entwicklung verknüpft. Beim Uplift-Programm werden Familien dauerhaft gestärkt und stabilisiert, sowohl persönlich als auch wirtschaftlich. Nur so kann Prävention funktionieren, nur so bleiben beeinträchtigte Kinder bei ihren Familien, anstatt in einem Heim aufzuwachsen.
Da Arbeitsplätze im ländlichen Raum rar sind und es in der Regel keine Betreuungsmöglichkeiten für Kinder außerhalb der Familie gibt, sind die Eltern, vor allem die Mütter, darauf angewiesen von zuhause aus arbeiten zu können. Wir arbeiten an einem Konzept, bei dem wir Mütter mit behinderten Kindern aus dem ländlichen Raum in verschiedenen Bildungsmaßnahmen, beispielsweise im Textilhandwerk, Filzhandwerk, Postkartenproduktion qualifizieren. Über Uplift erhalten sie Auftragsarbeiten von Unternehmen, nicht nur aus Kirgistan, die sie von zu Hause ausführen können. In den Jahren 2021 und 2023 haben wir zusammen mit den Handwerkerinnen der Stadt Bischkek für 30 Frauen, Mütter von besonderen Kindern sowie für Frauen mit Behinderungen, eine Schulung in der Arbeit mit Filz durchgeführt.
Selbstversorgung – Aufbau bäuerlicher Kleinbetriebe
Wir haben mehrere Projekte und Initiativen mit dem Ziel umgesetzt, kleinen bäuerlichen Betrieb mit Tierhaltung und Anbau von Gemüse und Obst aufzubauen, damit die Familien sich nachhaltig selbst versorgen koennen. In Kooperation mit dem Rotary Club Kirgistan haben wir das Projekt „give a cow“ durchgeführt und 112 Kühe an Familien mit behinderten oder chronisch kranken Kindern übergeben. Bei der Versorgung von Tieren sind alle Familienmitglieder gefordert, auch die sonst eher weniger beteiligten Väter sind mit an Bord.
Uplift qualifiziert, berät und springt in Notfällen beispielsweise für Winterfutter für die Tiere ein. Im 2019 haben wir mehrere Familien in einer sehr schwierigen Lebenssituation mit Schafen versorgt, jedes Jahr übergeben wir Obstbaumsetzlinge an Familien mit behinderten oder chronisch kranken Kindern. Mehr als 500 Jungbäumchen wurden seit 2019 von Familien gepflanzt.
Im Jahr 2023 haben wir eine neue soziale Näherei eröffnet, in der 15 Mütter fest beschäftigt sind.
Im 2020 im Zusammenhang mit der Pandemie haben mehrere Familien in eine sehr schwierige Lebenssituation geraten. Wir konnten über den Winter besonders bedürftige Familie im ländlichen Raum mit einem Nothilfe-Paket unterstützen: Grundnahrungsmittel, zusätzliche psychosoziale Betreuung, therapeutische Hilfen für die bedürftigen Kinder (zum Teil online) sowie Heizmaterial. 456 Familien erhielten während der Pandemie Nahrungsmittelunterstützung, 100 Familien mit Kindern mit Behinderungen erhielten jeweils 1 Tonne Kohle. Im Jahr 2021 erhielten 80 Familien die notwendigen Lebensmittelpakete und Kohle zum Heizen. Das Winterunterstützungsprogramm für Familien findet nun jede Wintersaison statt.
Mit Ihrer Spende können Sie kirgisische Familien mit behinderten Kindern dabei unterstützen, sich eine eigene Existenz aufzubauen.
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