Ein behindertes Kind in der Familie bedeutet für Eltern auf der ganzen Welt nicht nur Sorgen und Kosten, die manchmal nicht zu bewältigen sind, sondern oft auch eine gesellschaftliche Stigmatisierung. Das ist in Kirgistan nicht anders. So werden immer noch viele Kinder, die mit einer Behinderung auf die Welt kommen, in Heime abgeschoben oder fristen ein einsames Leben in der Wohnung der Familie. Diese Isolation bedeutet für die Kinder, dass sie nicht nur unter Deprivation, mangelnder Anregung und Teilhabe leiden, sondern ihnen darüber hinaus die Chance fachgerechter Förderung ihrer intellektuellen und körperlichen Fähigkeiten vorenthalten wird. Weil sie sich kaum eigeninitiativ bewegen können, werden ihre Körper unbeweglich und steif, Arme und Beine lassen sich oftmals gar nicht mehr strecken. Die Kinder, Eltern und Familie sind überfordert. Hier setzt das Uplift-Programm „Physiotherapie und Rehabilitation“ an.
Seit 2012 engagieren sich Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten aus Europa bei Uplift, indem sie Uplift-Mütter, Personal von Waisenheimen, Therapeuten, Ärzte und Eltern von behinderten Kindern in der Körperarbeit ausbilden und unterstützen. Das Ziel ihrer Einsätze ist, dass die Kinder eine effektive Förderung und damit eine Chance auf Entwicklung bekommen. Die Behandlung hat einen doppelt positiven Effekt: Fachgerecht angewandte Therapie fördert einerseits die körperliche und seelische Entwicklung der Kinder, und andererseits unterstützt sie Eltern und Betreuungspersonen, Sicherheit im Umgang mit den Kindern zu gewinnen und sie zielgenau zu fördern. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Maßnahmen lassen ihre anfänglich gefühlte Hilflosigkeit bald hinter sich. Sie gewinnen mit ihren neu erworbenen Fähigkeiten nicht nur Handlungskompetenzen im Hinblick auf die Kinder, sondern auch eigenes Selbstbewusstsein, das in ihr direktes und weiteres Umfeld ausstrahlt. Ihre neuen Kompetenzen tragen so entscheidend dazu bei, die Stigmatisierung in den Familien und der Gesellschaft aufzulösen.
In erster Linie geht es darum, die sensomotorische Entwicklung der Kinder im Vorschulalter anzuregen und spezifisch zu fördern. Diese frühe Intervention verhilft manchem Kind zur Gehfähigkeit, die es ohne diese Unterstützung nie erreichen würde.
Bei der Rehabilitation und Bewegungstherapie mit älteren Kindern beschäftigen wir uns um den Erhalt des Ist-Zustandes, insbesondere im Bereich der Spastiken. Es werden Bewegungsübungen und Bewegungsspiele eingesetzt, die den motorischen Fähigkeiten des jeweiligen Kindes angepasst sind. Sie regen die Herz-Kreislauf-Leistung an, trainieren die vorhandenen Muskeln und fördern das Erleben von Selbstwirksamkeit. Die Kinder spüren wachsendes Selbstvertrauen und Lebensfreude.
Im Programm von Uplift engagieren sich in erster Linie Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten mit besonderer Fachausbildung in „Bobath“ und der „Feldenkrais-Methode“. Diese ehrenamtlichen Therapeuten leiten Uplift-Mütter, Heimpersonal, Therapeuten, Ärzte sowie Eltern in folgendem an:
Der Unterricht erfolgt auf verschiedenen Ebenen. In erster Linie findet der Wissenstransfer über Trainings on-the-job statt. Die Therapeutinnen und Therapeuten behandeln die Kinder gemeinsam mit ihren Betreuungspersonen oder Eltern. Die Vorgehensweisen und Handgriffe werden auf diese Weise direkt erklärt und eingeübt.
Dazu ergänzend organisieren wir regelmäßigen Unterricht in kleineren Gruppen, wo ein theoretisches Grundwissen aufgebaut und laufend erweitert wird.
Unsere Therapeuten halten auch Vorträge in Krankenhäusern und Heimen, um das ärztliche und pflegerische Fachpublikum von der Lern- und Entwicklungsfähigkeit der Kinder durch tatsächliche Behandlungserfolge zu überzeugen.
Ein einrichtungsunabhängiger Einführungskurs (vier Module in Theorie und Praxis) mit speziellen Behandlungsmethoden aus der Bobath-Therapie fandt 2016-2017 statt. 2019-2021 und 2022-2023 wurde eine Fortbildung (vier Module Theorie und Praxis) zu speziellen Behandlungsmethoden mit Aspekten der Feldenkrais-Therapie durchgeführt. Hier geht es um landesweite Kompetenzentwicklung. Uplift-Mütter aus verschiedenen Kinderheimen, Therapeutinnen und Therapeuten aus Rehabilitationseinrichtungen sowie Ärztinnen und Ärzte aus Krankenhäusern nehmen daran teil.
Gleichzeitig mit den positiven Veränderungen, die die Kinder durch unser Programm erfahren, verändert sich auch in der Bevölkerung die Einstellung gegenüber behinderten Kindern. Immer mehr Menschen erkennen, dass eine Behinderung nicht die Endstation bedeutet, sondern dass Kinder und auch Erwachsene mit einer Behinderung erstaunliche Fortschritte in Richtung Selbstständigkeit machen können, wenn sie sich entsprechend ihrer besonderen Bedürfnisse entwickeln dürfen.
Mehr als 1 000 Fachleute aus dem ganzen Land wurden in Grundlagen der Physiotherapie, Logopädie, Musiktherapie, Esstherapie geschult.
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